9 Teamrollen nach Belbin – Warum das Verständnis von Rollen der Schlüssel zu erfolgreicher Teamarbeit ist

„Niemand ist perfekt. Aber ein Team kann es sein – wenn jeder seine Rolle kennt.“ Mit diesem Satz brachte Dr. Meredith Belbin das Grundverständnis erfolgreicher Teamarbeit auf den Punkt. 

In einer Zeit, in der Teams immer interdisziplinärer, hybrider und dynamischer werden, ist es wichtiger denn je zu verstehen, wie Menschen zusammenarbeiten und nicht nur, was sie fachlich leisten können. Ein Team kann noch so viel Expertenwissen vereinen, wenn die Zusammenarbeit nicht harmoniert, bleiben Ergebnisse oft hinter den Erwartungen zurück. Häufig liegt das nicht an mangelnder Kompetenz, sondern weil unklar bleibt, welche Rolle jede und jeder Einzelne tatsächlich einnimmt. Wer treibt an? Wer bringt Struktur? Wer sorgt für Ausgleich oder kreative Impulse? 

Das Teamrollenmodell nach Meredith Belbin liefert Antworten auf diese Fragen. Es zeigt, dass der Erfolg eines Teams weniger von individuellen Fähigkeiten abhängt als von der Balance unterschiedlicher Verhaltensweisen und Rollen.

Was sind die Teamrollen nach Belbin?

Das von Dr. Meredith Belbin in den 1970er-Jahren entwickelte Modell unterscheidet neun typische Rollen, die Menschen in Teams einnehmen können, bewusst oder unbewusst. Diese Rollen lassen sich in drei Kategorien gliedern:

+      Wissensorientierte Rollen – Denken und Analysieren

+      Handlungsorientierte Rollen – Umsetzen und Strukturieren

+      Kommunikationsorientierte Rollen – Verbinden und Vermitteln

Jede Rolle bringt eigene Stärken, aber auch potenzielle Schwächen mit. Die Kunst liegt darin, sie so zu kombinieren, dass sie sich gegenseitig ergänzen.

Kategorie

Rolle

Stärke

Herausforderung

Wissens-
orientiert

Neuerer 

Kreativ, ideenreich,
lösungsorientiert

Manchmal zu theoretisch

 

Beobachter 

Analytisch, rational,
urteilsfähig

Zögerlich in Entscheidungen

 

Spezialist 

Tiefes Fachwissen

Fokus auf Details statt auf
das Ganze

       

Handlungs-
orientiert

Macher 

Treibt an, sorgt für Energie

Ungeduldig, fordernd

 

Umsetzer 

Strukturiert, organisiert,
zuverlässig

Wenig flexibel

 

Perfektionist

Genau, qualitätsbewusst

Überkontrollierend

       

Kommunikations-
orientiert

Koordinator

Delegiert, überblickt, führt

Delegiert zu viel

 

Teamarbeiter

Unterstützend, diplomatisch,
verbindend

Konfliktscheu

 

Wegbereiter 

Kontaktfreudig, vernetzt,
optimistisch

Schnell abgelenkt

 

Warum das Verständnis von Teamrollen entscheidend ist

Viele Teams arbeiten gemeinsam, ohne sich bewusst zu sein, welche Rollen sie tatsächlich einnehmen und welche Lücken es gibt. Dieses fehlende Bewusstsein führt häufig zu Reibungen, Missverständnissen und ungenutztem Potenzial.

Wenn ein Team die eigenen Rollen kennt, kann es bewusster und effektiver zusammenarbeiten.

1. Rollenbewusstsein fördert Selbstreflexion und Akzeptanz.
Wer weiß, welche Rolle er oder sie im Team einnimmt, versteht die eigenen Stärken und erkennt auch, wo andere besser sind. Das reduziert Konkurrenzdenken und stärkt gegenseitigen Respekt.

2. Klare Rollen schaffen psychologische Sicherheit.
Unklare Zuständigkeiten führen oft zu Unsicherheit („Soll ich das übernehmen oder jemand anderes?“). Wenn Rollen definiert sind, wissen alle, woran sie sind, das stärkt Vertrauen und sorgt für ein gutes Teamklima.

3. Unterschiedliche Rollen ermöglichen Balance.
Kreative Köpfe brauchen strukturierte Umsetzer:innen, um Ideen in Ergebnisse zu verwandeln. Analytische Beobachter:innen ergänzen enthusiastische Wegbereiter:innen. Erst das Zusammenspiel macht Teams innovativ und effizient.

4. Rollenkenntnis hilft bei Konflikten.
Was als „persönliche Spannung“ erscheint, ist oft ein Rollenkonflikt. Wenn klar ist, dass der Macher Druck aufbaut, weil es seiner Natur entspricht, während der Perfektionist sich lieber absichert, kann Kommunikation auf einer sachlichen Ebene bleiben.

5. Führung profitiert von Rollentransparenz.
Für Führungskräfte ist das Modell ein wertvolles Steuerungsinstrument: Es zeigt, welche Kompetenzen im Team fehlen, wo Überlappungen entstehen und wie Aufgaben gezielter verteilt werden können.

Belbin in der Praxis: So nutzt ihr das Modell erfolgreich

Ein Team sollte nicht zwanghaft alle neun Rollen besetzen, aber verstehen, welche vorhanden und welche unterrepräsentiert sind. Ein kreatives Projektteam braucht andere Rollen als ein operatives Umsetzungsteam.

In der Praxis kann die Rollenklärung auf mehreren Ebenen erfolgen:

+      Teamworkshops: Rollen werden gemeinsam identifiziert und besprochen.

+      Feedbackrunden: Kolleg:innen spiegeln einander ihre wahrgenommenen Stärken.

+      Recruiting und Teamentwicklung: Neue Mitarbeitende werden gezielt für fehlende Rollen gesucht.

+      Reflexion: Rollen verändern sich im Zeitverlauf, eine regelmäßige Überprüfung hält Teams dynamisch.

Gerade in Transformationsphasen oder Projekten mit hoher Komplexität zeigt sich: Vielfalt ist kein Zufall, sondern das Ergebnis bewusster Gestaltung.