Job-Ghosting – Wenn sich der Gesprächspartner in Luft auflöst

Manchmal fühlt sich der Bewerbungsprozess an wie ein Heimspiel: Erst läuft alles vielversprechend: das Vorstellungsgespräch war angenehm, das Interesse gegenseitig spürbar und dann … Stille. Keine Rückmeldung. Kein Anruf. Keine Mail. Der andere Part ist wie vom Erdboden verschluckt. Ein klassisches Phänomen von Job-Ghosting.

 

Was ist Job-Ghosting?

Von Job-Ghosting spricht man, wenn sich eine Partei, der Arbeitgeber oder Bewerber:in, während des Bewerbungsprozesses plötzlich nicht mehr meldet. Das kann in verschiedenen Phasen passieren:

  • Direkt nach der Bewerbung: Keine Reaktion auf die eingereichten Unterlagen.
  • Nach dem Vorstellungsgespräch: Trotz positiver Stimmung bleibt die Rückmeldung aus.
  • Nach Vertragsunterzeichnung: Der Bewerber oder die Bewerberin erscheint nicht zum ersten Arbeitstag.

 

Laut Studien erleben mehr als die Hälfte der Bewerber:innen Job-Ghosting durch Arbeitgeber. Gleichzeitig geben rund 18 % der Kandidat:innen zu, selbst schon einmal geghostet zu haben. Das macht deutlich: Ghosting ist längst keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern Teil der Realität auf dem Arbeitsmarkt.

 

Warum Arbeitgeber ghosten

Viele Bewerber:innen erleben, dass nach dem Gespräch Funkstille herrscht. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein:

  • Ein anderer Kandidat hat besser gepasst.
  • Interne Prozesse verzögern die Rückmeldung.
  • Die Personalabteilung ist überlastet oder schlecht organisiert.
  • Eine Absage wird aus Bequemlichkeit oder Unsicherheit nicht ausgesprochen.

 

Für Bewerber:innen ist das besonders frustrierend: Sie investieren Zeit, Energie und Hoffnung in den Prozess und werden dann im Ungewissen gelassen.

 

Warum Bewerber:innen ghosten

Aber auch Unternehmen bleiben immer häufiger auf einmal im Dunkeln. Laut Umfragen haben bereits über 80 % der Unternehmen erlebt, dass Bewerber:innen:

  • nicht zum Vorstellungsgespräch erscheinen,
  • den Vertrag nicht unterschreiben oder
  • einfach nicht zum ersten Arbeitstag auftauchen.

Hinter diesem Verhalten stecken oft Gründe wie:

  • ein anderes Jobangebot,
  • ein zu langer Bewerbungsprozess,
  • fehlende Transparenz,
  • oder die Scheu, eine Absage offen zu kommunizieren.

 

Ghosting vermeiden: Tipps für Bewerber:innen

1.Geduld, aber mit Grenzen:

Unternehmen brauchen oft Zeit für Rückmeldungen. Ein bis zwei Wochen nach Ablauf der Bewerbungsfrist ist eine freundliche Nachfrage völlig legitim.

2.Aktiv nachhaken:

Wer nach dem Vorstellungsgespräch nichts mehr hört, sollte den Kontakt suchen, am besten telefonisch oder per Mail. Das zeigt Interesse und Selbstbewusstsein.

3.Klare Entscheidungen treffen:

Wenn ein anderes Angebot attraktiver ist, ist das kein Drama, aber kommunizieren Sie es offen. Das schafft Klarheit und hinterlässt einen professionellen Eindruck.

4.Nicht auf eine Karte setzen:

Wer mehrere Bewerbungen laufen hat, reduziert Frust und Druck. Ghosting von einer Seite bedeutet dann nicht gleich das Ende aller Optionen.

 

Ghosting vermeiden: Tipps für Arbeitgeber

1.Kommunikation strukturieren:

Bewerber:innen verdienen Feedback, auch bei Absagen. Automatisierte Zwischenmeldungen oder klare Fristen helfen, Vertrauen aufzubauen.

2.Schnell reagieren:

Gute Kandidat:innen haben oft mehrere Angebote. Wer zu lange wartet, riskiert, dass sie abspringen.

3.Transparenz schaffen:

Ein klarer Bewerbungsprozess mit nachvollziehbaren Schritten reduziert Unsicherheiten auf beiden Seiten.

4.Employer Branding stärken:

Unternehmen, die offen, wertschätzend und verbindlich kommunizieren, werden seltener geghostet und gelten als attraktive Arbeitgeber.

5.Strategien entwickeln:

Wer auf Ghosting vorbereitet ist, kann professioneller reagieren, etwa durch klare Nachfassprozesse, Poolbildung oder rechtssichere Vertragsgestaltung.

 

Ghosting: Kein harmloser Spuk

Job-Ghosting mag im ersten Moment wie eine harmlose Funkstille wirken – tatsächlich hinterlässt es aber Spuren. Für Bewerber:innen bedeutet es Enttäuschung und Frustration. Für Arbeitgeber kann es teuer werden, wenn Stellen unbesetzt bleiben oder das Image leidet.

Gerade in einem engen Arbeitsmarkt ist wertschätzende Kommunikation ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Wer auf Transparenz setzt, schafft Vertrauen und verhindert, dass aus dem Bewerbungsprozess eine Einbahnstraße wird.