Krank zur Arbeit? Wozu gibt es Homeoffice?
Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und mit ihnen steigt die Zahl der roten Nasen, kratzenden Hälse und hustenden Kolleg*innen. Die Erkältungssaison ist da, und mit ihr ein Phänomen, das besonders in deutschen Unternehmen hartnäckig bleibt: Präsentismus.
Die Entscheidung, trotz Krankheit zu arbeiten, und zwar nicht nur im Büro, sondern auch im Homeoffice, ist oft ein Ausdruck von Pflichtgefühl, Verantwortungsbewusstsein oder Einsatzbereitschaft. Doch in Wahrheit ist es nicht nur ein Risiko für die eigene Gesundheit, sondern auch für das Team und Unternehmen.
Zwischen Pflichtgefühl und Selbstüberforderung
In Deutschland schleppen sich laut Deutschem Gewerkschaftsbund 63 Prozent der Beschäftigten mindestens einmal im Jahr krank zur Arbeit. Die Gründe dafür sind vielfältig: Angst vor Arbeitsplatzverlust, hoher Arbeitsdruck, fehlende Vertretungsregelungen und nicht zuletzt ein tief verankertes Rollenbild, das Leistung über Gesundheit stellt.
Arbeitspsychologe Sebastian Jakobi beschreibt dieses Muster eindrücklich:
„Viele Menschen möchten als verlässlich gelten. Das ist grundsätzlich positiv, wird aber problematisch, wenn jemand die eigenen Grenzen übergeht.“
Warum Präsentismus gefährlicher ist als ein Krankheitstag
Wer krank arbeitet, ist nicht leistungsfähig, egal wie viel Kaffee, Tee oder Ibuprofen man konsumiert. Es ist vielmehr ein „verdeckten Produktivitätsverlust“:
Mitarbeitende sind zwar anwesend, aber nicht wirklich arbeitsfähig.
Was viele unterschätzen: Präsentismus wirkt wie ein Multiplikator.
1. Höheres Risiko für Folge- und Langzeiterkrankungen
Regelmäßige Arbeit trotz Krankheit steigert das Risiko für
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- psychische Erschöpfung
- langfristige Arbeitsunfähigkeit
2. Ansteckungsgefahr und Mehrbelastung im Team
Ein krankes Teammitglied bedeutet:
- mehr Infektionen,
- mehr Ausfälle,
- mehr Überstunden für die, die gesund bleiben wollen.
3. Höhere Kosten für das Unternehmen
Langfristig steigen Fehlzeiten, Ausfalltage und gesundheitliche Risiken und damit die Kosten für Arbeitgeber. Was kurzfristig wie Engagement wirkt, entpuppt sich mittel- und langfristig als betriebswirtschaftlicher Schaden.
Homeoffice als „perfekte Zwischenlösung“? Ein Mythos.
Viele glauben, dass Homeoffice der perfekte Kompromiss sei: Man zeigt Präsenz und kann gleichzeitig „ruhig machen“. Doch der Laptop zuhause ersetzt nicht die Krankschreibung.
Homeoffice kann zwar bei abklingenden Erkrankungen sinnvoll sein, aber nicht als Dauerlösung für Menschen, die sich eigentlich auskurieren müssten.
Warum wir trotzdem krank arbeiten
Die Hintergründe für Präsentismus liegen häufig nicht bei Einzelpersonen, sondern strukturell im Unternehmen.
Die häufigsten Gründe:
- Sorge vor Arbeitsplatzverlust
- Hohe Arbeitsdichte und fehlende Vertretungen
- Schlechtes Team- oder Betriebsklima
- Angst, Kolleg*innen zu enttäuschen
- Die Annahme, unersetzlich zu sein
Viele Menschen arbeiten ebenfalls krank, weil sie ihre Kolleg: innen nicht im Stich lassen wollen. Ein paradoxes Muster: Aus Solidarität handeln und am Ende genau diese belasten.
Wie Organisationen dem Präsentismus entgegenwirken
1. Wertschätzende Kommunikation
Es bringt nichts, Kolleg*innen moralisch zu belehren.
Statt „Du solltest nicht arbeiten, wenn du krank bist“ wirken Sätze wie:
- „Ich merke, dass du erschöpft bist. Bitte kurier dich aus.“
- „Mach dir keinen Stress, die Arbeit läuft weiter. Deine Gesundheit geht vor.“
Solche Botschaften nehmen Druck und stärken ein gesundes Teamklima.
2. Realistische Arbeitsmengen & Vertretungsstrukturen
Präsentismus ist oft ein Symptom von Überlastung, nicht von persönlicher Schwäche.
Unternehmen sollten:
- Aufgaben realistisch planen
- Vertretungen etablieren
- Prioritäten klar kommunizieren
- Erwartungshaltungen von Führungskräften anpassen
3. Gesundheitskompetenz als Führungskompetenz
Führungskräfte müssen verstehen, dass ihr Verhalten die Norm setzt.
„Gesundheit geht vor“ darf kein leeres Motto sein, sondern muss gelebt werden:
- Keine Belohnung von Überarbeitung
- Keine Heroisierung von „Durchziehen“
- Vorleben von gesundem Verhalten (ja, auch „Ich bin heute raus, ich erhole mich“)
4. Eine Unternehmenskultur, die Krankheit nicht stigmatisiert
Wenn Mitarbeitende befürchten, dass ihre Krankheit angezweifelt wird, entsteht Druck, krank zu erscheinen.
Ein gesundes Klima bedeutet:
- Offene Gespräche
- Klare Prozesse
- Vertrauen statt Misstrauen
- Kein „Wer krank ist, ist schwach“-Narrativ
Prävention statt Präsentismus
Ein zentrales Learning aus der Forschung zu Präsentismus ist klar: Gesundheit muss präventiv gedacht werden. Genau hier setzt EGYM, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Gesundheit nicht nur zu „reparieren“, wenn sie fehlt, sondern aktiv aufzubauen. Mit intelligenten Trainingslösungen, vernetzten Geräten und digitalen Tools schafft EGYM ein Ökosystem, das Training messbar effizienter und nachhaltiger gestaltet und damit genau jene Ressource stärkt, die im Arbeitsalltag oft vernachlässigt wird: die eigene körperliche und mentale Leistungsfähigkeit.
Beim HR CAMPUS 2025 gab Sebastian Kadlubski, Coach für mentale und körperliche Leistungssteigerung, wertvolle Impulse. In seiner Session „Work smarter, not harder: Mehr Leistung durch mentale & körperliche Gesundheit“ zeigte er praxisnah, warum Leistung nicht durch mehr Druck, sondern durch bessere Voraussetzungen entsteht. Die Kernbotschaft: Wer seinen Körper und Geist stärkt, arbeitet nicht nur produktiver, sondern auch gesünder, resilienter und mit mehr Freude.
Sebastian Kadlubski zeigte eindrücklich, wie ein ganzheitlicher Gesundheitsansatz mental & körperlich, zur Grundlage nachhaltiger Leistungsfähigkeit wird.
Genau diese Perspektive macht Lösungen wie EGYM Wellpass für Unternehmen so wertvoll. Regelmäßige Aktivität wirkt nachweislich präventiv gegen Stress, Erschöpfung und krankheitsbedingte Ausfälle und schafft genau das, was Präsentismus verhindert: stabile Energie, höhere Resilienz und langfristige Gesundheit.
Präsentismus ist teuer. Prävention ist wirksam.
Und Unternehmen, die in die körperliche und mentale Gesundheit ihrer Mitarbeitenden investieren, profitieren doppelt, durch weniger Krankheitstage und durch ein gesünderes, leistungsfähigeres, motivierteres Team.